... "Sie, von denen ich sprach, sind die Angion. Die Götter, die Schöpfer allen Lebens sind. Auch uns haben sie das Glück des Lebens gebracht und so solltet ihr es auch behandeln. Als Gabe und Geschenk hier in dieser Welt weilen zu dürfen," verkündete Karvannor. Er war schon etwas älter und tat sich schwer mit seinen Worten alle Leute in der Halle zu erreichen.
Letztendlich verstanden aber alle der Marghour seine Rede, doch nicht alle schenkten ihm Vertrauen. Denn Karvannors Stimme war, wie er selbst, alt und zittrig. Sie hatte einen leicht verunsicherten Klang, was manche der Marghour als Zeichen seiner Schwäche deuteten. Alte Menschen gab es in dem jungen Volk schließlich keine, nur ihr Anführer war durch seine lange andauernden Lehren der Angion gealtert.
Er war nicht nur als Bote der Götter einzigartig, sein Alter schied ihn vom Rest der Menschen. So kam es, dass sich viele der Marghour in ihm nicht identifizieren konnten, sich schließlich ihren menschlichen Gefühlen hingaben und sich gegen Karvannor wandten. So nahm der Werdegang eines großen Menschenvolkes seinen Lauf, während das Misstrauen zu dem Schüler der Urgötter stetig wuchs.
Dennoch wurde von den Männern der Tempel der Inkarnation fertig errichtet und zu Ehren der Götter reich verziert. In den Hallen sprühte fortwährend die Energie der Erschaffung eines neuen Volkes, den jungen Männern war es so möglich unermüdlich zu arbeiten, solange bis dieses Werk vollendet war [...]
Hier standen sie immer noch unter dem Schutz ihrer Götter, als sie jedoch die Katakomben verließen, war vieles anders. Erst mussten sie sich an das grelle volle Sonnenlicht gewöhnen. Außerdem waren sie nun komplett auf sich alleine gestellt, mussten selbst um ihr Leben sorgen und entscheiden, ob sie den Glauben an ihre Erschaffer beibehielten, also Karvannor folgten, oder ihren eigenen Weg gingen.
Der menschlichen Sehnsucht, nach Verwirklichung der eigenen Vorstellungen, hangen viele hinterher. Ihren Mentor vergasen sie dabei zusehens und waren bereit den Götterglauben abzulegen, ohne zu wissen, wie wertvoll er in Wirklichkeit war. So stand nun der Grundstock eines gesamten Volkes hinter den Eingangspforten seiner Geburtsstätte, vor sich liegend die von den Angion geschaffene Welt.
Das Licht dieser Welt fiel in vielen kleine Strahlen durch das riesige Tor. Einen Moment lang zögerte Karvannor, ehe er es seinem Gefolge öffnete.

"Mögen Leorl und Jhidam danach streben
mir ihre Kraft zu geben,
um aus den, die aus den Pforten stiegen,
ein ehrenvolles und großes Volk zu schmieden",


sprach er leise zu sich. Diesen Satz gaben ihm die Angion, sie sagten sie würden es hören, wenn dieser Satz gesprochen wird. Sodann hatten sie ihre gesamte Aufmerksamkeit wieder Karvannor gewidmet.
Schließlich schob sich das wuchtige, mit Nieten versehene Holztor knarzend vorwärts. Wie ein Blitz schoss das warme Licht des Waldes in die dunkle Vorhalle und blendete all die Menschen, die nie zuvor solches Licht erblickten. Manche warf es sogar zu Boden, während sich ihre Augen fest zu verschließen schienen.
Doch im Inneren sahen ein paar der Marghour jetzt erst und verstanden, was Karvannor ihnen all die Zeit sagen wollte. Das Licht mochte ihnen ihre leiblichen Augen verschlossen haben, das innere aber öffnete sich umso mehr ... (Fortsetzung folgt)